Reisetagebuch

 

Reisetagebuch 26.01.-4.02.1998
Besuch in KEUR MASSAR, Senegal
von Konrad Becker

Montag, den 26.01.1998

Um 04.50 Uhr aufgestanden, schlecht geschlafen, vielleicht auch durch die Aufregung. Um 05.30 Uhr wurden Michelle und Maurice geweckt, sie wollten unbedingt mit zum Bahnhof, um mich zu verabschieden. Senegal_Frau_sm
06.10 Uhr Abfahrt mit dem ICE in Bingen (Hbf.) auf Gleis 102. Ankunft in Düsseldorf (Hbf.) 08.26 Uhr. Dann mit der S-Bahn weitergefahren zum Flughafen, dort um 08.55 Uhr eingetroffen.
Wir fliegen mit der AIR FRANCE Flugnummer 1307 um 11.05 Uhr nach Paris. Dort werden wir einen „kleinen„ Aufenthalt von 4. Stunden haben, von dort geht es weiter nach Dakar.

Ich freue mich schon riesig auf das Abenteuer ins unbekannte Land. Ich möchte die Menschen kennenlernen, für die ich meine Freizeit opfere und möchte auch sehen, wie ich ihnen weiterhelfen kann. Vielleicht gibt es ja auch noch mehr Möglichkeiten. Hier in Düsseldorf habe ich noch ein bisschen Zeit, meine GeSenegal_kinder_smdanken zu ordnen und über alles nachzudenken.
Norbert und Hans kamen ziemlich spät zum Flugplatz, ich dachte schon , ich wäre falsch. Der Flug von Düsseldorf nach Paris war sehr schön, das Wetter wunderbar. Hier ist es nicht mehr ganz so kalt wie heute Morgen in Bingen. Ca. 12,45 Uhr waren wir in Paris. Wir irrten durch die Hallen zu einem anderen Terminal.

Der Flug nach Dakar ist erst um 16.10 Uhr. Mal sehen, wie warm es dann ist. Wir sitzen zur Zeit in einem Flugplatzbistro. Hier ist es sehr schmutzig, in Deutschland wäre das kaum auszudenken! Das Abenteuer kommt immer näher. Der Flug von Paris nach Dakar dauerte 6 Stunden.
Im Senegal ist es eine Stunde zurück. Als wir ankamen war es chaotisch. Erst durch die Passkontrolle, dann zum Kofferabholen. Dort wurden wir ständig von Kofferträgern angemacht, sehr aggressiv. Wir mussten uns wehren, dass sie uns die Koffer nicht aus den Händen rissen.

Senegal_trocken_smWir treffen auf unsere Partner. Am Zoll haben sie einen Bekannten, so dass wir nach einigem Warten schnell und fast ohne Probleme durch kamen. Es sind etwa 22 Grad. Die ersten Moskitos griffen uns an. Vom Flughafen Dakar „ Leopold “ sind wir zur Universität gefahren. Dort werden wir übernachten.
Unsere Zimmer sind sehr klein, aber ein Fernseher und eine Klimaanlage sind vorhanden. Wir freuen uns auf eine gute Nacht.

Dienstag, den 27.01.1998

Heute Morgen sind wir früh aufgewacht, habe schlecht geschlafen. Die Klimaanlage hat das Zimmer ganz kalt gemacht. Nach dem Aufstehen habe ich mich unter einem Rinnsal geduscht. Anschließend haben wir auf dem Flur gefrühstückt.
Nach einiger Zeit wurden wir abgeholt. Die Fahrt ging durch Dakar , durch die Elendsviertel, schlechte Straßen, Stau und Staub zu unserm Hopital Traditionell de Keur Massar. hospitaltraditionel
Dort wurden wir herzlich begrüßt. Anschließend machten wir einen kleinen Rundgang über das Gelände.
Wir sahen einige ältere Leprakranke. In der Schule vom Hospital gibt es 6 Klassenräume. Jede Klasse hat uns ein Lied vorgesungen. Es war sehr schön.
Nach unserem Rundgang begannen wir unsere Kisten aus unserem Container auszuladen, um unser Projekt aufbauen zu können. Es war ein bisschen umständlich, aber man kann es nicht mit uns vergleichen. Die Leute sind hier sehr nett. Durch Zufall bekommen wir Besuch von einer deutschen Frau, die aus München stammt und hier auf Hochzeitsreise mit einem Senegallesen war. Sie wurde von Norbert hier herum geführt. Norbert baut Dschbiy einen Computer auf. Er ist ganz verrückt darauf.

Die Sonne ist zur Zeit nicht zu heiß, was ein Glück. Wurde trotz Mückenschutzmittel schon gestochen. Für die Leute ist es hier fast wie Weihnachten, wenn sie all diese Sachen auspacken. Nach dem für mich erstmal nichts besonders zu tun ist, gehe ich alleine auf Entdeckungsreise im Zentrum des Hospitals. Es begegnen mir viele Kinder, ich begrüße sie und mache mit ihnen einige Bilder , vor den Behandlungshäusern und anderen Gebäuden, auch vor dem Viertel von Toni Gundlach. senegal98_brunnen2
Wir lachen und scherzen miteinander, keiner versteht den anderen. Die Kinder machen sich über meine Sprache lustig. Ich zeige ihnen wo ich herkomme, indem ich dies im Sand aufmale. Ich beginne mit Afrika, dann mit Europa bzw. mit Deutschland, dann erkläre ich, dass ich mit dem Flugzeug über das Meer 6 Stunden zu Ihnen geflogen bin. Ich weiß nicht genau ob Sie mich ganz verstanden haben.
Anschließend sind wir zu Hans gegangen, der mit unseren Partnern dabei war , unsere Unterkonstruktion für den Pflanzenmischer aufzubauen. Es ist nicht einfach, da der Zementsockel 1. schief ist und 2. nicht nach unseren Maßstäben dicht bzw. richtig gemischt ist. Mehr Sand als Zement. Bin gespannt, wenn alles steht, ob dann nicht nach dem Laufen der Zement reißt.

Es gibt aber auch noch andere Probleme, der Strom, es ist nur 2-adriges Kabel und kein Schutzleiter vorhanden, vielleicht werden wir hier auch noch die Nullung durchführen. Wir werden einen Stab in die Erde rammen, um dann erden zu können. Wir konnten nicht weiter arbeiten, da es langsam dunkel wird und unsere Partner langsam Hunger bekamen und nach Hause wollten.
Vorher zeigte ich den Kindern noch mit einem Akku-Schrauber umzugehen. Einer wollte unbedingt die Uhr von Maurice haben. Ich sagte ihm über Zeichensprache, dass die Uhr nicht mir sei, sondern meinem Sohn Maurice gehöre.
Als wir losfuhren, begann wieder die Höllenfahrt über die chaotischen Straßen. Hier wird alles verkauft, aber auch wirklich alles, was unsere Wohlstandsgesellschaft hier nach Afrika gebracht hat. Wagenheber, Schuhe, Gürtel, Schlipse, usw. Nicht einzeln ja zu 100 oder 1000.
Überall nur Müll, Plastik, Blechdosen, Unrat ohne Ende. Menschen Kleine u. Große, Arme u. Reiche, zu Fuß mit dem Auto in Busen, mit Pferdewagen. Mit Fahrzeugen, die bei uns schon lange im Schrott wären. Besonders viel alte VW-, Renault-, Mercedes-Busse. Bei einem VW-Bus war das Dach abgesägt. Im Fahrzeuginnern waren Plastiksäcke mit Gemüse und Karotten.

Die Verkehrverhältnisse sind schlimmer den je. Lebensgefährlich, unvorstellbar. Menschen, Menschen, Menschen. Nach ca. 45. Minuten über diese Straßen sind wir wieder in unserer Behausung. Es leben die Moskitos. Unsere Bewacher bzw. unser Koch und seine Schwester warten schon mit dem Essen auf uns. Wir essen im Flur kaltes vorher warm gemachtes Essen. Es gibt Nudeln. Hähnchen, Kaffee, Plätzchen und Bier (Biersorte Flag, Senegal Spezial). Anschließend reden wir noch ein bisschen und gehen schlafen. Es war ein sehr interessanter Tag.

Mittwoch, den 28.01.1998

Heute Nacht habe ich wieder schlecht und wenig geschlafen, vielleicht liegt es an der Umstellung. Um ½ 9 Uhr gab es ein einfaches Frühstück ohne Butter, es war kein Schlüssel da, um an die Butter zu kommen. Anschließend wurden wir wieder abgeholt, um zum Fax und Telefonieren zu fahren. Hier treffen wir auf Demba der hier wohnt und welcher der 1. Chef des Hospitals ist. Wir sitzen im Wohnzimmer, das beste Zimmer im Haus, für uns eine bessere Abstellkammer.
Im Schlafzimmer steht das Fax und die Telefone. Ich habe ein Fax an Matthias geschickt, bin gespannt ob es angekommen ist. Dann begannen wir wieder die abenteuerliche Fahrt durch das Gewühl von Dakar. Unglaublich , was hier los ist. Autos, Menschen, Tiere, Autos, Menschen. Eine Verkehrsdichte, die man sich kaum oder gar nicht vorstellen kann. Wir standen im Stau ohne Ende. Es gab kaum ein Durchkommen. Wir sind dann einfach auf die linke Seite gefahren, wo normalerweise Fußgänger gehen und haben dort die lange Schlange überholt und sind dann nach links abgebogen.
Wenn du hier müde bist, legst du dich einfach auf die Straße bzw. an den Rand und schläfst. Das stört keinen. Es ist schon ein Erlebnis.

Das Geländesenegal98_tafel ist ca. 72 m (2) groß. Wir kommen gerade von einem Rundgang zurück. Die Sonne kam ein bisschen unter den Wolken heraus und schon wurde es wärmer. Wir machten unterwegs Bilder vom Toni Gundlach-Garten und von essenden Kindern. Jeder wollte fotografiert werden. Wir gingen zu einer Mango-Plantage und angepflanzten Bäumen. Zwischendurch machte ich Aufnahmen von unserer Pflanzenmühle, anschließend wurden Verhandlungen geführt über das Programm der Studienreise. Dschiby spricht Französisch, Englisch, Wollof und Poerl. Ich bekomme immer alles übersetzt. Leider verstehe ich keine der Sprachen. Vielleicht sollte ich doch noch einmal eine lernen.
Afrika ist sehr anstrengend, wenn morgen kein Fastenbrechen ist, gehen wir in die Deutsche Botschaft , um alles für die Studienreise zu klären. Wenn Fastenbrechen ist, machen wir was anderes.

Der Tag war für mich sehr anstrengend und interessant. Ich bin gespannt auf morgen. Vielleicht fällt mir zu Hause noch mehr ein, was ich alles für Eindrücke gewonnen habe! Heute Abend habe ich Dschiby und Demba das Bild von Bingen , ein T-Shirt (Leprahilfe Bingen „Toni Gundlach“) und zwei von mir gebastelte Anker überreicht. Sie haben sich sehr darüber gefreut. Es wurde viel erzählt und gesprochen und gelacht, konnte leider nicht alles verstehen. Schade.
Gegen 23,45 Uhr sind alle gegangen. Ein neues Abenteuer beginnt morgen, Zeit spielt hier keine Rolle. Toni Gundlach und Rudi Zynda sind hier sehr bekannt. Es waren alte Genießer! Morgens, mittags und abends tranken sie Bier (Flag). Sie aßen meistens ihre eigenen mitgebrachten Sachen. Was hier so alles raus kommt. Aber was soll es!
Auf unserem Zimmer haben wir einen Fernseher, aber keine Programme die wir verstehen können.(Arabisch, Algerien, Irak, Iran usw.) Schlangen soll es auch hier geben.

Donnerstag, den 29.01.1998

Heute Nacht wieder schlecht geschlafen. Nach dem Frühstück sind Norbert und ich mit Dschiby und dem Fahrer allein los gefahren. Hans ist mit Hamadu nach Keur Massar gefahren, um an der Maschine bzw. am Gerüst weiter zu bauen.
Wir haben erst eine kleine Stadtrundfahrt gemacht, anschließend sind wir zur Deutschen Botschaft gefahren. Dort wurden wir genau kontrolliert von oben bis unten und mit dem Suchgerät, auch der Rucksack mußte ausgeräumt werden., Danach mußten wir uns in einen Warteraum setzen, man konnte nur hinein aber alleine nicht heraus (ein kleines Gefängnis) . Der Kultur Attaché Herr Hess holte uns ab. Bevor er in den Senegal kam (vor einem ½ Jahr) war er in Bonn, davor in Helsinki. Es wurden Programmpunkte abgesprochen.

Danach sind wir wieder durch die Stadt gefahren und haben uns einige Stadtteile , das Meer , das Theater , den Markt und das Hotel, wo die Reisenden der Studienreise schlafen sollen, angesehen. Es wurde schwer verhandelt, damit sie mit dem Preis heruntergingen. Dschiby blieb standhaft. Endlich nach einem Gespräch mit der Geschäftsführerin, konnten wir einen Rabat aushandeln.
Nach diesem heißen Gespräch mußte wir uns erst einmal erholen und wir machten einen Spaziergang durch Dakar, ich wollte doch unbedingt Postkarten kaufen und mir mal die Straßenhändler von nahem ansehen. Man wird ständig angebettelt und belästigt. Hier würde man einem sogar die Großmutter verkaufen, um Geld zu verdienen.
Norbert war auch bei der AIR FRANCE, um unsere Plätze für den Rückflug am Dienstag fest zumachen bzw. bestätigen zu lassen. Danach sind wir Briefmarken kaufen gewesen. In einem, extra Geschäft oder Büro, ob es eine Post war, weis ich nicht.

Dakar mit zur Zeit 1,3 Millionen Einwohner, gehört zu den bedeutendsten Wirtschafts- und Kulturzenten Westafrikas. Um etwas zu essen und wieder auf Hans zu treffen, mußten wir wieder unsere Behausung aufsuchen. Nach dem Essen sind wir wieder auf Tour gegangen. Norbert und Hans sind zu einer Deutsch- Professorin in Dakar gefahren, die an der Uni in Dakar arbeitet, um auch dort Programmpunkte für die Reise abzusprechen. Dschiby und zwei andere Partner sind mit mir zu einem Fischerdorf gefahren. Es sieht ein wenig besser aus . Die Armut ist nicht ganz so schlimm. Der Fischfang ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Senegal. Einige Fischer kamen mit ihren Booten gerade vom Fischfang zurück.
Rechts von den Booten lagen Fischköpfe und Eingeweide herum. Dschiby zeigte mir einige Fische. Er zeigte mir auch, wo Fische getrocknet wurden. Auf einem Holzregal lagen Fisch aufgeschnitten und mit Öl eingestrichen , Fliegen labten sich an ihnen., daneben auf dem Boden lagen lauter Fischköpfe die von Maden , Fliegen und Würmern wimmelten. Es war kein schöner Anblick.Senegal_Fischerboot_sm
Ich sagte zu Dschiby, auch nach einem Monat oder länger würde ich dies nicht essen. Er sagte in Afrika ist Essen gefährlich. Anschließend haben wir Hans und Norbert wieder abgeholt und sind nach Hause in unsere Behausung gefahren. Habe gerade eine paar Postkarten geschrieben, bin gespannt ob sie alle ankommen. Es war wieder ein anstrengender Tag.
Morgen ist Fastenbrechen, mal sehen was da auf uns zu kommt. Wir sind eingeladen. Und nun noch ein Schluck Flag , um endlich ein schlafen zu können.

Freitag, den 30.01.1998

Heute ist Coritee, Fastenbrechen der Moslems. Wir werden um 08.30 Uhr von Dschiby abgeholt und fahren zu ihm nach Hause . Dort bekommen wir Frühstück. Die Männer gehen in die Moschee zum Beten, nach ca. 1.Stunde kommen Sie wieder. Dschiby erzählt, daß sein Muselmann verschlafen hat und er ihn erst wecken mußte. Danach bekommen wir eine Mehlspeise mit Rosinen, saurer Vanillensoße oder so was ähnliches. Dann wieder etwas zu trinken. Später gibt es dann wieder etwas zu essen. Wir essen aus einer Schüssel mit Messer und Gabel(normal mit den Händen) Fleisch, Salat, Zwiebel und Bratkartoffeln und Cuscus. Das Essen ist sehr gut. Die Männer gehen wieder beten. Sie kommen nach einiger Zeit zurück. Wir trinken heißen und starken Tee (Minze). Anschließend bekommen wir ein Getränk aus Nüssen, Kakao, Milch und ähnlichem, schmeckt gut und macht unheimlich satt.

Anschließend fahren wir zu fünft mit dem Taxi zum Hafen. Von dort aus mit der Fähre zu Sklaveninsel Gorée. Wir brauchen mit der Fähre ca. 20 Minuten.` Die Insel ist mit ca. 1000 Menschen bewohnt. Die Insel steht unter Denkmalschutz. Im Jahre 1444 besetzten die Portugiesen erstmals die Insel, um dort einen Stützpunkt für den Afrikahandel zu errichten. Die Insel wurde besucht von berühmten Männern wie Vasco da Gama und Christoph Kolumbus. 1588 nannten die Holländer die Insel Goede Reede (Guter Hafen).

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1663 wurde die Insel von den Engländern erobert. Es entstand ein ständiger Streit zwischen den Engländern und den Franzosen , so dass die Insel 9 mal ihren Besitzer wechselte. 1815 ging sie dann an Frankreich über. Der Handel mit Sklaven , dem Schwarzen Elfenbein, brachte der Insel Reichtum und Bevölkerungszuwachs. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Sklavenhandel verboten, somit verlor die Insel an Bedeutung. Nach vielen verschiedenen Schätzungen wurden in der Zeit von 400 Jahren 5 bis 6 Millionen Afrikaner als Sklaven verschleppt.

Nach der Ankunft machten wir einen Stadtrundgang durch die Straßen. Wir besuchen das Sklavenhaus, in dem die Sklaven gefangen gehalten wurden, und von dort aus nach Amerika verschifft wurden., ein schauriger Ort. Wenn man sich dies in seinen Gedanken oder Träumen vorstellt . Von dort geht es weiter zur Marianne Bar Schule, dort gehen die Kinder der Ordensträger zur Schule. (Toni Gundlach) Der Aufstieg zu den Festungsmauern und den Geschützen beginnt. Es war eine schwer bewaffnete Insel. Ein Trommelspieler möchte unbedingt Geld von uns, Kinder sprechen uns wie in Dakar an und wollen Geld. Sie rufen Tubab (das heißt Weißer).
Wir gehen am Haus des Präsidenten, der hier seinen Feriensitz hat, vorbei (der jetzige hat aber noch nie hier gewohnt), weiter entlang der neu renovierten Häuser reicher Franzosen. Am Hafen wieder angelangt besuchen wir einen Bruder unserer Partner, der hier in einem kleinen Zimmer mit 2 Erwachsenen und 3 Kinder wohnt.
Das Zimmer ist geteilt mit einem riesigen Tuch. Im hinteren Teil befindet sich das Bett, Regale für Lebensmittel und Kleider, im vorderen Teil befindet sich ein kleiner Fernseher, eine Couch , ein Schrank u. 1. Stuhl, ein kleines Tischen für eine Waschschüssel.

Wir werden freudig empfangen und bekommen einen Kaffee angeboten. Die Brüder reden ein wenig mit einander, die Kinder zeigen ihre Schulbücher und Hefte . Dann wird es langsam Zeit wieder zur Fähre zu gehen, draußen ist es schon dunkel. Die Fähre hält nur kurz und wir fahren wieder zurück.
Wieder am Hafen angelangt suchen wir uns ein Taxi , das uns wieder zu unserer Behausung bringt. Der erste Fahrer sagt nein, wir wären zu viele. Vorne am Tor steht die Polizei. Als wir vor das Tor kommen und wir hinter der Mauer sind, kommt der Taxifahrer wieder und nimmt uns mit, weil er keinen Fahrgast gefunden hat.
Eine abenteuerliche Sache, das Taxi ist fast am auseinanderbrechen.

Wir treffen in unserer Behausung in der Uni ein, Demba wartet schon auf uns. Anschließend wird noch miteinander gelacht ! Es war ein schöner Tag. Morgen begeben wir uns auf große Erkundungsfahrt. Hans fährt vielleicht wieder nach Keur Massar und baut weiter.

Samstag, den 31.01.1998

Heute wollen wir eine große Tour machen, als Vorbereitung für die Studienreise. Mir geht es heute nicht besonders gut. Ich habe Magenschmerzen und fühle mich matt und müde. Mal sehen was der Tag noch so mit sich bringt. Die Fahrt beginnt um 09.30 Uhr, wir werden von Demba, Dschiby, Hamadu und dem Fahrer abgeholt. Im Wagen ist es sehr eng.
Wir fahren nach Thies, um dort ein Krankenhaus der Traditionellen Medizin zu besichtigen , um auch Programmpunkte abzusprechen. Dieses Krankenhaus wird auch von der Aktion Canchanabury unterstützt.

Thies ist ein Verkehrsknotenpunkt und ein Markt und Handelszentrum. 1888 entstand eine Eisenbahnlinie von Dakar aus. Mit ca. 160 000 Einwohnern ist Thies die zweitgrößte Stadt des Senegal. Hier gibt es viel Industrie z.B. Chemische Werke, Textilfabriken, Aluminiumhütten, Phosphatminen, Keramikwerkstätte, Batikfärberei, Metall und Holzwerkstätten.
Unterwegs machen wir Fotos für die Ausstellung „Heilpflanzen“.
Wir kommen zu einem Feld mit lauter Baobabs. Ein Junge holt uns eine Frucht herunter.senegal98_medizin

Nach Eintreffen in Thies wollen wir den Pater treffen, aber ist nicht da, man sagt uns er sei in der Kirche. Wir fahren dort hin, wir kommen gerade noch rechtzeitig zum Gottesdienst. Er hat gerade begonnen. Es ist eine Messe zu Ehren aller Hilfsorganisationen. Der Bischoff und der Abt von Keur Mossa halten den Gottesdienst. Die Messe ist ein schönes Erlebnis , die Trommeln spielen und der Chor singt, ein herrliches Gefühl so etwas zu hören und mitzuerleben.. Die Messe dauerte ca. 1 Stunde. Danach paßten wir den Pater ab und Norbert besprach auch hier einiges mit ihm .

Von dort aus sind wir zum Kloster der Benediktiner nach Keur Mossa gefahren, es liegt in den Bergen von Thiès, ca. . 50 Kilometer nordöstlich von Dakar. Es ist sehr bekannt durch seine Messen. Man kann dort Käse, Grapfruit, Kassetten und Balphonn- bzw. Krora -Musikinstrumente kaufen. Norbert besprach mit dem Abt wieder ein paar Programmpunkte. Ich machte Bilder.
Danach fuhren wir zu einem Salzsee „Lac Retba“, er liegt etwa 40 Kilometer nordöstlich von Dakar an der Còte Sauvage. Er hatte vom rosafarbenen Wasser seinen Namen. Durch Bakterienstämme die Eisenoxid ausscheiden, .erhält er seine eigentümliche Färbung. Der Salzgehalt macht ihn für die Salzgewinnung sehr wertvoll. Das Salz wird von Hand aus dem Wasser geschöpft und mit Booten an Land gefahren. Die Leute betteln uns an, man sagt mir , dass es heute noch harmlos war, normalerweise wären die Leute hier noch aggressiver.
Wir fuhren auf die andere Seite des Sees, dort wurden Souvenirs verkauft. Dort ging es weiter mit der Anmache. Ein billiger Jakob z.B. eine Maske, oder wie bei Neckermann usw. Haben Sie eine Minute Zeit, dass man hier auf Deutsch angesprochen wird !

Dann ging es noch einmal kurz nach Keur Massar. Ich bekam eine Medizin, die mir helfen soll. Die Nacht ist ziemlich hart für mich, es geht mir nicht besonders gut, ich musste früh schlafen gehen. Um ca. 3 Uhr klingelte in meinem Koffer der Wecker. Ich hatte ihn nicht angestellt. Das blöde war, es war dunkel, der Koffer war abgeschlossen. Ich musste im Dunkeln den Schlüssel suchen, dann fand ich aber den Wecker nicht gleich, ich durchwühlte ihn hin und her, bis ich ihn schließlich in der Kofferinnentasche fand. Norbert wurde, was ein Glück, nicht wach, er hat anscheinend einen festen Schlaf.

Sonntag, den 01.02.1998

Heute sind wir in Keur Massar. schuelerkarte_keurmassar_smallHans und ich bauen mit unseren Partnern weiter an unserem Projekt. Ich sage immer Senegal Spezial. Wir verlegen Kabel und wollen schweißen, aber der Strom ist zu schwach. Unsere Partner schlagen uns vor, die Sicherung zu überbrücken, ich sagte, das mach ich nicht, wenn sie es tun wollen, sei es ihre Sache. Die Sicherheitsbestimmungen sind hier nicht die besten. Der Elektriker falls es einer war, oder war es vielleicht der Schweißer klemmte die Kabel um, ohne die Sicherung heraus zu nehmen. Er bekam einen kleinen Stromschlag ,er lachte nur.
Beim Hochziehen der Mühle bzw. des Mischgerätes, wurden nicht unbedingt Sicherheitsvorschriften beachtet. Der Zement ist hier besserer Sand. Wie sollen da Spezialkonstruktionen halten. Was ein Glück hat Hans von zu Hause Spezial schnellhärtender Zement mit gebracht. Improvisieren wird hier groß geschrieben. Man kann sich das in Deutschland nicht vorstellen. Ebensowenig einen Aku-Schrauber auszuleihen, der pro Woche 900 DM kostet. Wahnsinn!
Endlich haben wir die Mühle oben. Es wird langsam dunkel , wir müssen aufhören. Morgen geht es weiter, uns bleibt nicht mehr viel Zeit.
Heute bekommen wir wieder einmal ausnahmsweise kaltes Abendessen und einen Schluck Flag. Nach dem Bericht geht es ins Bett. Bis Morgen.

Montag, den 02.02.1998

Heute Morgen ging es wieder früh los. Als wir nach dem Frühstück im Hospital eintrafen, um unser Projekt bzw. unsere Mühle fertig zustellen, warteten unsere Freunde schon auf uns. Nach einem Schluck Kaffee gingen wir an die Arbeit. Nach Stunden war es soweit, unserer Gerüst war fertig.
Es müssen nach Ankunft des nächsten Containers noch einige Verschönerungen angebracht werden. Das Dach, die Treppe, der Stromanschluß, der Regelschieber. Dann wurde erst einmal der Arbeitsplatz gereinigt. Alle staunten, weil man das hier nicht gewohnt ist. Jetzt gibt es noch ein Problem, auf dem LKW sind noch 2 Mühlen die sie behalten und verkaufen können. Das Problem ist, wie laden wir die Kisten ab. Jetzt kommt Senegal- Spezial. Sie fahren den LKW auf die andere Seite des Gebäudes, dann werden zwei Stangen hinten angelegt. Ein alter Gummireifen untergelegt, ein Seil befestigt und mit vereinten Kräften gezogen. Es klappt ganz gut, aber der LKW musste noch ein Stück nach vorne fahren und die Kiste wurde heraus katapultiert. Ich dachte, die Kisten brechen auseinander , aber Hans hatte sie gut verschraubt. Sie halten. Alle jubeln und klatschen sich gegenseitig in die Hände. Senegal Spezial rufen auch sie jetzt.

Die Arbeit ist getan. Nach dem Händewaschen müssen wir uns von unseren Partnern und Freunden im Hospital verabschieden, denn wir werden morgen nicht mehr hierher zurückkehren. Es tat mir leid, wir hatten uns nach kurzer Zeit aneinander gewöhnt. Auf dem Heimweg zu unserer Unterkunft geraten wir in einen unheimlichen Stau, Die reinste Umweltverschmutzung durch die Abgase, es ist Wahnsinn. Ich muss mir meinen Hut vor den Mund und die Nase halten, damit es mir nicht schlecht wird. Auf einmal geht die Straßenbeleuchtung und die Beleuchtung in den Häusern aus. Das Chaos ist perfekt. Wir besuchen noch einmal einen Geschäftspartner für die Studienreise, um den Preis für die Studienreise auszuhandeln, auch dort ist kein Licht, sie haben Petroleumlampen an.
Anschließend geht es weiter zu Behausung. Mamadu wartet schon auf uns. Er hat kein Licht. Ich aber eine Taschenlampe. Er besorgt Kerzen.
Das kalte Essen steht schon auf dem Tisch. Wir stürzen uns hungrig darauf und essen es fast auf. Es gibt Reis, der scharf gewürzt ist, garniert mit Eiern und Paprika und trinken ein Schluck Flag dazu. Danach gehen wir erschöpft schlafen. Im Zimmer ist es sehr warm, kein Licht, kein Wasser, keine Klimaanlage. Wie in einer Sauna, mal sehen wie lange der Stromausfall dauert.
Gegen 2 Uhr werde ich wach. Im Flur geht das Licht an und die Klimaanlage beginnt wieder zuarbeiten, was ein Glück, die Sauna kann geschlossen werden.

Dienstag, den 03.02.1998

krankenstationHeute beginnt es nicht ganz so früh. Wir fahren in die Stadt um noch einige Besorgungen zu machen, ich möchte doch unbedingt Ingrid und den Kindern (Michelle und Maurice) etwas mitbringen. Wir gehen erst etwas Geld umtauschen, dann stürzen wir uns in das Abenteuer, etwas zu kaufen. Man muss hier handeln, mit den Leuten , das ist aber sehr anstrengend. Ich war froh, als ich die Sachen hatte.
Wir sahen uns noch ein bisschen in der Stadt um. Die Zeit verging wie im Fluge, wir fuhren zur Unterkunft zurück, um zu essen und noch etwas auszuspannen. Dschiby kam um 18.30 Uhr noch ein mal zu einem kurzen Spaziergang durchs Unigelände, dann zum Meer.

Die Abreise kam immer näher. Wir wurden zum Flughafen gefahren, gaben unser Gepäck ab, dann mussten wir Abschied nehmen von Dschiby, Demba und Hamadu. Ich werde sie vermissen. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit ihnen.

Wir fliegen 5 1/2 Stunden zurück. Noch genug Zeit, um in Paris das Flugzeug nach Düsseldorf zu erreichen. Aber in Paris fliegen wir fast eine Stunde später ab als geplant. In Düsseldorf muss ich mich auch von Hans und Norbert verabschieden. Es waren sehr gute Kameraden. Ich rufe zu Hause an, das ich mit dem Zug um 12.47 Uhr in Bingerbrück eintreffe.
Es war eine große Freude, als ich aus dem Zug stieg und Ingrid, Michelle und Maurice sah. Ich bin froh, das ich wieder zu Hause bin.

Übrigens habe ich 4 Pampelmusen von Toni Gundlach´s Baum mitgebracht, er wird sich sicher sehr freuen. Das Abenteuer ist beendet und ich kann meinen Freunden darüber berichten.